Gaius Julius Caesar

Die Alleinherrschaft des Gaius Julius Caesar und die Königsfrage

von Björn Böhling

4. Die Bewertung der Ereignisse in Bezug zur Königsfrage in der Forschung

Vor allem nach seinem Spanienerfolg konnte man eine deutliche Steigerung der Vergabe von Ehrungen konstatieren. „Die Ehrungen wucher[te]n geradezu, ohne daß nach dem ersten Schub noch Anlässe dafür ersichtlich [gewesen] wären.“[76] Es stellt sich die Frage, warum diese Huldigungen ausgesprochen wurden, und vor allem, wer dafür in letzter Instanz verantwortlich war.

Auch die Begeisterung der Zeitgenossen ließ angesichts der grotesken Anhäufung zu wünschen übrig. Während sich einige darüber amüsierten, schuf sie bei anderen böses Blut bzw. Angst vor den möglichen Folgen.

Mehrere Möglichkeiten kommen sowohl für die Frage nach den Ehrungen, als auch für die ‚Krönungsversuche’ in die engere Wahl. Erstens, Caesar drängte bewusst zu den Ehrungen, um sich mit der Monarchie in Verbindung zu bringen; zweitens, es handelte sich um Schmeicheleien und Interventionen seiner Anhänger, die ihn drängten; drittens, Ehrungen und Ereignisse stellten von seinen Gegnern inszenierte Aktionen dar, die ihn als Königsanwärter diskreditieren sollten. Christian Meier hat recht, wenn er die Ehrungen nicht isoliert, sondern im Kontext der weiteren Ereignisse, nämlich den oben dargestellten, betrachten will.

So unterschiedlich wie die Zuschauer des Luperkalienfestes die Szene wahrnahmen, so unterschiedlich sind die möglichen Erklärungen. Schon damals herrschte das Gerücht, der Konsul M. Antonius, ehemals Caesars magister equitum, habe im Auftrag des Diktators gehandelt, um die Krönung zu vollziehen oder um die Bevölkerung zu testen. Meier gibt noch eine Möglichkeit an, indem er in dem Fest für Caesar die Chance sieht, durch eine offenkundige Ablehnung endgültig die Gerüchte verstummen zu lassen.[77] Diese Szene hätte sich demnach dafür sehr gut geeignet, denn ihm blieben beide Möglichkeiten, die Annahme und die Abweisung.

Andererseits gibt es noch Plutarch, der hinzufügt, was Nikolaus von Damaskus bei der Darstellung der Luperkalienszene verschweigt: „Voll Ärger stand schließlich Caesar von der Rednerbühne auf, zog die Toga vom Halse weg und rief, er wolle jedem, der es verlange, die Kehle hinhalten.“[78] Canfora interpretiert die Szene damit, dass „Caesar in aller Öffentlichkeit kundtun wollte, wie gefährlich derartige Aktionen seien, und er denjenigen, der ihn zu einer offen monarchischen Herrschaft drängen wollten [sic!], vorwarf, seinen Tod zu wollen.“[79] Diese Möglichkeit besteht. Doch dann müsste man davon ausgehen, dass Caesar die Königswürde nicht anstrebte oder sie nur auf geheimen Pfaden still und leise zu erreichen suchte. Wie letzteres aber in der römischen Gesellschaft, die mit Argusaugen jeden Schritt des Diktators verfolgte, möglich sein sollte, ist unbekannt.

Ein interessanter Konflikt zwischen Cicero und Antonius schloss sich später an, in dem er ihm vorwarf durch seine Tat Caesars Ermordung vorbereitet zu haben.[80] Natürlich muss man bei den Streitereien der großen römischen Männer vorsichtig sein, zumal wenn sie nicht zeitgleich, sondern erst später, in diesem Fall nach der Ermordung Caesars aufgeschrieben wurden. Aber wenn diese Anschuldigung zuträfe, hätte Caesar mit der Krönung nichts zu tun gehabt. Zu keinem Zeitpunkt war er dichter an der Krone bzw. an dem Diadem als bei diesem Luperkalienfest. Wollte er also die Krone nicht? War er deswegen hier unbeteiligt? Natürlich ist dies Spekulation, denn an dieser Stelle schweigen die Quellen.

Bei Konrad Kraft finden wir übersichtlich die gegensätzlichen Antworten der Forschung auf die Frage, inwieweit Caesar hierbei verwickelt war.[81] Eine Meinung besagt, Caesar hätte das Diadem gerne angenommen, was allerdings durch die Ablehnung des Volkes nicht möglich gewesen sei. Es seien geplante Aktionen gewesen, um alle von seiner ablehnenden Haltung zu überzeugen, oder es sei ohne Wissen und Billigung Caesars geschehen. Andere wiederum glauben in den Szenen einen Versuch Caesars zu erkennen, das von ihm gewollte Königtum religiös zu untermauern, um es doch noch zu erreichen.[82]

Konrad Kraft glaubt,

„daß Caesar, obwohl in königlichem Ornat auftretend, trotzdem bei einiger Vernunft Diadem und Rexnamen nicht wünschen konnte und nicht erst durch die mangelnde Zustimmung zur Ablehnung gezwungen war. Offen bleibt, ob die Szene zwischen Antonius und Caesar verabredet war, um durch eine wirkungsvolle Demonstration vor aller Augen zu zeigen, dass Caesar kein tyrannischer rex sein wolle, um damit den ständigen Verdächtigungen der Opposition mit Diadem und Rexnamen den Wind aus den Segeln zu nehmen; oder ob M. Antonius im Übereifer ohne Wissen Caesars den Schritt unternahm.“[83]

Aber auch eine Caesar in Bedrängnis bringende Anstiftung durch Antonius sei ernstlich zu erwägen, da sich Caesar durch die Bestellung des Dolabella zu seinem Vertreter während des Partherfeldzuges gegen Antonius gestellt habe. Dass Caesar den Konsul nicht zur Verantwortung gezogen habe, könne auch an Caesars Politik der clementia liegen. Er wäre also als Begünstigter anzusehen.

Für Kraft ist klar, dass „Caesar ... eine offenkundige monarchische Linie eingeschlagen“ hatte, denn er „hat [sich] nachweisbar ... königliche Trachten zugelegt: die angeblich schon von Romulus getragenen roten Schuhe, den vergoldeten Stuhl und die toga purpurea der alten römischen Könige.“[84]

Auch den Rex-Titel hätte sich Caesar genommen. Kraft sagt abschließend:

„Ich sehe in dem goldenen Kranz, sowie in der toga purpurea und dem goldenen Sessel, einen eindeutigen Beweis für die von Caesar erstrebte und erreichte Monarchie und glaube, daß Caesar darüber hinaus niemals das Diadem gewollte haben kann. Diese Ablehnung des Diadems wie die des Rextitels deckt sich aber nicht mit dem Verzicht auf offene monarchische Herrschaft. Der Verzicht ist vielmehr allein durch die historische bedingte Verfemung dieser Zeichen in Rom und durch ihre Rolle als Propagandamittel der Opposition bedingt. Caesar hätte Diadem und Rextitel angestrebt und gewollt, wenn sie als Ausdrucksformen der von ihm gewünschten und erreichten gemäßigten Monarchie geeignet gewesen wären. Da sie es aber in dem römischen Klima nicht waren, hat er sie bewußt abgelehnt und ablehnen müssen und sich statt dessen andere, brauchbarere und weniger angreifbare Repräsentationsformen gesucht. Das Ziel ist: nicht als tyrannischer rex, sondern als tragbarer Alleinherrscher zu erscheinen.“[85]

Kraft sieht in Caesar also einen Mann mit königlichem Aussehen, königlichem Verhalten aber ohne königlichem Namen. Konnte Caesar damit zufrieden sein? Dabei sagt Kraft doch selbst:

„Freilich gehörte für den Zeitgenossen Caesars in Rom zur Monarchie der Titel rex und das Diadem, oder besser gesagt: ein Mann war für die Menge erst Monarch, wenn er das Diademband auf dem Kopfe trug und sich rex rufen ließ.“[86]

Die Interpretation Dobeschs, die im Folgenden vorgestellt wird, greift diesen scheinbaren Widerspruch auf.

Gerhard Dobesch hat sich in seiner Monographie intensiv mit der Königsfrage beschäftigt und ist zu einem logischen, wenn auch erstaunlichen Ergebnis bei der Bewertung des Luperkalienfestes gekommen. Doch zunächst soll es um die Ehrungen gehen und Caesars Selbstdarstellung.

In der beschriebenen Kleidung Caesars sieht Dobesch eindeutig ein zu verehrendes Königsornat. Für jedermann sei unverkennbar gewesen, dass es sich hier um einen apotheosierten Herrscher handelte, der in jeder Hinsicht an der Spitze des Staates stand.[87] Eine klare Absage gibt er allen, die annehmen, Caesar wollte sich das Fest zu Nutze machen, um ein für alle mal zu demonstrieren, er habe mit der Königswürde nichts am Hut. Dies ist zwar bei einigen Autoren die angenommene These, verkennt jedoch, nach Dobesch, die in Rom existierende Stimmung, bzw. verkauft die römische Bevölkerung für dumm, denn „Bei der großen Masse der Römer ... war Caesar als unverkennbarer, ganz unrepublikanischer Alleinherrscher schon klar gekennzeichnet. Caesars Benehmen war soweit wie möglich ein Musterbeispiel von Offenheit und geradezu brutaler Rücksichtslosigkeit.“[88] Die Frage Monarchie oder Republik stand also gar nicht mehr zur Diskussion. Die Monarchie war, wenn auch vielleicht unausgesprochen, schon Wirklichkeit. Der Rex-Titel hätte alles abgerundet. Caesar war schon lange kein republikanischer Diktator mehr, „seine Ehren und Abzeichen waren zu viele, zu bedeutungsvolle. Wenn er die archaischen roten Schuhe trug, am Luperkalienfest in Purpurkleid und goldenem Kranz erschien, so kann man das nicht mehr als ‚Ehren’ auffassen – es handelt sich um eine grundsätzliche Kennzeichnung.“[89] Schon aus diesem Grund könne das Fest nicht inszeniert worden sein, um eine öffentliche Absage an die Königsherrschaft zu geben. Wer hätte das noch glauben sollen? Caesar musste zwar vorsichtig mit einer Proklamation zum König sein, denn „das Bild eines zur Monarchie bereiten Roms [ist] sicher nicht zutreffend“,[90] doch man kann sagen, „daß, wer Caesars Monarchie ertrug, auch den rex ertragen hätte; wem aber der rex verhaßt war, war eben auch der Autokrat Caesar verhaßt.“[91]

Wenn Caesar faktisch also schon Monarch war, dann bedurfte dies noch der gesellschaftlichen Anerkennung. Sich wie ein Monarch zu fühlen ist eine Sache, wie einer behandelt zu werden eine andere. „Caesar wollte nicht nur herrschen, sondern Herrscher sein“, doch dafür musste die Monarchie als Staatsform allen offenkundig und bewusst sein.[92] Um seine Herrschaft bewusst zu machen, jedenfalls unterstellt Dobesch das, inszenierte Caesar eine Reihe von Ereignissen an deren Ende das Luperkalienfest stand.[93] Zuvor jedoch verbot er seinen Anhängern seine Königsproklamation, ohne dass es aber derartige Forderungen überhaupt schon gegeben hatte. Er machte hier also etwas öffentlich, was noch gar nicht öffentlich war.

Für Dobesch scheidet Antonius als alleiniger Urheber der Krönung aus. Ein Handeln gegen Caesars Wünsche hätte ihm nur geschadet. Caesar sei schließlich nicht nur Alleinherrscher Roms, sondern auch ein rücksichtloser Despot gewesen. Antonius hätte die folgenden Tage kaum überlebt, hätte er gegen seinen Herrscher gehandelt. Das gleiche trifft natürlich auch auf die Behauptung zu, Antonius handelte im Auftrag von Caesars Feinden. Außerdem sollte Antonius noch immer Caesars Stellvertreter in Rom werden, wenn dieser sich auf den Feldzug gegen die Parther machte. Auch die Zeit danach ist ein Indiz für eine Beauftragung des Antonius, denn er wurde nach der Szene weder bestraft, noch angeprangert. Außerdem argumentiert Dobesch, dass, wenn es Caesar mit seiner Ablehnung wirklich ernst gewesen wäre, er den ankommenden Konsul jederzeit an seiner Tat hindern können hätte, er hätte sich heftig wehren können, oder wenigstens, wenn wir ihm einen kurzem Moment des Schocks zugestehen, den zweiten Versuch des Antonius mit aller Macht verhindern müssen. Was aber tat Caesar? Er blieb seelenruhig sitzen, ließ die Prozedur über sich ergehen und ließ das Diadem, nachdem das Volk seinen Unwillen bezeugt hatte, auf das Kapitol bringen. Er ließ es dorthin bringen, wo seine Statue stand, er ließ es der Statue Jupiters aufsetzen, der Statue des Gottes, dem er sich durch die Ehrungen so angenähert hatte. Außerdem sei das Diadem jederzeit greifbar und nicht für immer verloren gewesen. Die Szene hatte das Diadem zum ersten Mal direkt mit ihm in Verbindung gebracht. Im Vergleich zu den anderen Szenen war dies ein Fortschritt, und wer weiss, was als nächstes gekommen wäre, wenn nicht seine Ermordung dazwischen gekommen wäre.

Ein wichtiges Merkmal in Caesars Strategie ist, dass er scheinbar nicht eigenhändig nach der Krone griff. Er ließ Antonius das Diadem als Konsul im Namen des römischen Volkes scheinbar legal übergeben und lehnte also die durch das Volk angebotene Würde ab.[94] Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Dobesch Caesar als Initiator der Ereignisse sieht, die ihn mit dem Königtum in Verbindung gebracht haben. Das Luperkalienfest war so für Caesar nur ein vorläufiger Höhepunkt auf dem Weg zur Krone.

Auch andere führende Althistoriker[95] kommen zu verschiedenen Interpretationen, betonen aber zugleich auch, dass es Schlussfolgerungen sind, die weit über das Wissen der Quellen hinausgehen.

Karl-Wilhelm Welwei gibt bei seinen Betrachtungen zu bedenken, dass man nicht davon ausgehen könne, dass die Caesar angetragenen Ehrungen nicht auf seine eigenen Regie zurückzuführen seien.[96] Als Beweis seiner These gibt er Ehrungen an, für die es eigentlich gar keine Rechtfertigung gab – wie z.B. die Erlaubnis zum Aufstellen der Statue im Kreise der altrömischen Könige. Wäre wohl ein republikanischer Senator, auch wenn viele Anhänger Caesars den Senat bildeten, darauf von selbst gekommen? Er sieht allerdings in Caesars Selbstdarstellung noch keine gesicherte Verbindung zum Königtum, denn

„Auch die vieldiskutierte Tracht Caesars beweist nicht, daß der Diktator sich als zweiter rex Romulus ausgeben wollte.“ und der Goldkranz „konnte ... ebenso wie das Purpurkleid immer noch als höchste republikanische Auszeichnung aufgefaßt werden, zumal ja die Abzeichen der römischen Beamten und vor allem der Ornat der Triumphatoren in vielfacher Hinsicht an die alte Königstracht erinnerten, ohne dass diese deshalb als reges galten.“[97]

Die Frage über Caesars Regie überträgt Welwei auch auf die drei wesentlichen Ereignisse. Er sieht Antonius immer noch in der Lage, Caesar umzustimmen und noch zum Stellvertreter für die Zeit des Feldzuges gegen die Parther zu werden. Außerdem wäre seine politische Karriere mit einem Schlag beendet gewesen, wenn er Caesar gegen seinen ausdrücklichen Wunsch das Diadem angeboten hätte.

Caesar war demnach der Verantwortliche. Wir können heute allerdings nicht mehr nachvollziehen, was Caesar genau plante, denn die Iden des März verhinderten, seiner Machtstellung eine endgültige Form zu verleihen. Welwei schätzt, „Daß hierbei wahrscheinlich eine Vereinigung verschiedener Komponenten erfolgt wäre ... Caesar führte ... hellenistische Form[en] der Herrscherverehrung ein, suchte aber zugleich auch die Verbindung mit der römischen Tradition.“[98]

Dass Caesar nach der mehrmaligen Diademablehnung seine Pläne bezüglich der Monarchie nicht aufgegeben hatte, sieht Welwei darin, dass er die Insignien zwar zurückgewiesen hatte, „aber [dies berechtigt] noch nicht zu dem Schluß, daß die Zurückweisung endgültig war und der Diktator diesen Schritt nie wieder zurückzunehmen vermocht hätte.“[99]

Andreas Alföldi hilft uns bei der Bewertung von Caesars Auftreten und seiner Selbstdarstellung weiter. Er geht davon aus, dass es sich bei dem Diadem, das seinen Ursprung in der griechischen Welt hatte und im Zuge der Vergrößerung des römischen Reiches nach Rom importiert wurde, unweigerlich um ein königliches Insignium handelte.[100] Ein Annehmen des durch M. Antonius dargebotenen Kleinodes hätte also seine Absichten eindeutig dargelegt. Doch nicht nur das Diadem war ein königliches Abzeichen, denn „die äußere Erscheinung der Königsherrschaft für die Römer [wurde] durch purpura et diadema gekennzeichnet.“[101] Es stellt sich hier die Frage, ob Caesars Triumphgewand nun noch dem erfolgreichen Feldherrn oder schon dem neuen König gelten sollte. Die Frage bleibt leider unbeantwortet.

Für Luciano Canfora scheint die Tat des Antonius
„doch eher die Provokation eines vom metus dictatoris (Furcht vor der Diktatur) erfüllten Mannes auszudrücken, als einen Parteigänger zu charakterisieren, der in einem Akt monarchischer Verklärung das ersehnte Ziel seines Parteiführers vorwegnehmen wollte.“[102]

Dass Canfora Caesar wohl eher nicht als einen auf die Königsherrschaft zusteuernden Herrscher ansieht, wird bei ihm nur zwischen den Zeilen deutlich. Er legt sich nicht fest, meint aber immerhin, es sei gewagt, „Caesar als einen Mann zu beschreiben, der es von Anfang an bis zur Übernahme der Diktatur auf Lebenszeit (zu Beginn des Jahres 44) auf die Eroberung des regnum abgesehen hatte.“[103]

Wolfgang Will sieht das Fest als Test und geht davon aus, dass es sich um eine bewusste Inszenierung Caesars handelte. Denn Caesar wollte prüfen,

„ob das Königtum inzwischen so populär geworden war, daß er es offen wagen konnte, den Titel rex für sich zu beanspruchen. Da der emphatische Beifall des Volkes für die Handlung des Antonius ausblieb, ermöglichte Caesar der Verweis auf Iuppiter den bescheidenen Ausweg aus der peinlich gewordenen Situation. Im Staatskalender konnte er vermerken lassen, er habe sich geweigert, die vom Volke ihm durch den Konsul angebotene Königswürde anzunehmen.“[104]

Die Königsfrage löst Will nicht. Er gibt zwar die Möglichkeit an, dass Caesar das Königtum möglicherweise durch eine Verschmelzung altrömischer Vorstellungen mit denen des hellenistischen Gottkönigtums errichten wollte, doch sieht er für diese These nicht ausreichend gegebene Beweise. Er zieht sich endgültig aus der Debatte zurück und sagt, es könne die Frage nur entscheiden, „wer Caesar in den Kopf zu blicken vermag.“[105]

Christian Meier prüft alle Möglichkeiten, geht aber dann davon aus, dass Caesar besonders an der Luperkalienszene keine Schuld trifft und verbindet dies gleich mit der Königsfrage, wenn er sagt:

„Immerhin spricht die Wahrscheinlichkeit dafür, daß Caesar den Königstitel nicht wollte. Er hätte ihn sonst wohl bekommen können. Der Beifall hätte sich inszenieren lassen. Wenn er – wie überliefert – damals Hals und Brust entblößte und öffentlich darbot, erscheint es geradezu als sicher, daß er die römische Auffassung respektierte und teilte, nach der, wer nach der Krone strebte, des Todes würdig war. Er scheint also eine feine Trennungslinie zwischen dem Königtum und seiner Form der Alleinherrschaft gezogen zu haben. Sie wird für die meisten zu fein gewesen zu sein.“[106]

Schließlich kommt auch Jochen Bleicken zu dem Ergebnis, dass „das Bild von dem nach der Krone lechzenden Caesar das seiner Gegner“ war.[107] Er begründet dies mit der Unmöglichkeit der Installation einer Königsherrschaft aufgrund der ablehnenden Haltung der Römer und verweist auf fehlende Unterstützung der Königstheorie in den Quellen.

Im letzten Kapitel werden die gewonnen Erkenntnisse abschließend bezüglich der Ausgangsfrage geordnet, und es wird versucht, eine persönliche Stellung zur Frage der Monarchie zu formulieren.

[76] Meier 1980, S. 83.

[77] Vgl. Meier 1980, S. 84.

[78] Plutarch, Antonius, 12.

[79] Canfora 2001, S. 277.

[80] Vgl. Cicero, Zweite philippische Rede 84-87; Dritte, 12; Dreizehnte 17; 31; 42.

[81] Vgl. Kraft 1952/53, S. 40f.

[82] Diese Thesen finden wir auch bei den hier ausgewählten Autoren wieder.

[83] Kraft 1952/53, S. 55.

[84] Kraft 1952/53, S. 58f.

[85] Kraft 1952/53, S. 73.

[86] Kraft 1952/53, S. 42.

[87] Vgl. Dobesch 1966, S. 74.

[88] Dobesch 1966, S. 77. Dobesch spricht hier nicht nur die Ehrungen und das Selbstgebaren Caesars an, sondern auch die dem monarchischem Vorbild folgende Art der Amtsführung.

[89] Dobesch 1996, S. 78.

[90] Dobesch 1966, S. 80.

[91] Dobesch 1966, S. 83.

[92] Dobesch 1966, S. 100.

[93] In der Szene der Statuenkrönung und der Rex-Zurufe können nach Dobesch noch nicht eindeutig Nachweise über Caesar als Initiator gefunden werden. Erst beim Luperkalienfest ist sich der Autor sicher (vgl. Dobesch 1966, S. 108ff).

[94] Es stellt sich die Frage, ob er die Königsherrschaft überhaupt hätte ablehnen dürfen, wenn sie ihm auf legale Weise durch den höchsten Repräsentanten des römischen Volkes übertragen worden wäre.

[95] Hier soll hauptsächlich auf neuere Autoren eingegangen werden. So finden z.B. Theodor Mommsen und Eduard Meyer trotz ihrer herausragenden und kontroversen Erkenntnisse keine Beachtung.

[96] Vgl. Welwei 1967, S. 58.

[97] Welwei 1967, S. 61 u. 64.

[98] Welwei 1967, S. 69.

[99] Welwei 1967, S. 67f.

[100] Vgl. Alföldi 1985, S. 129ff.

[101] Alföldi 1985, S. 130.

[102] Canfora 2001, S. 279.

[103] Canfora 2001, S. 146.

[104] Will 1992, S. 251.

[105] Will 1992, S. 213.

[106] Meier 1980, S. 84f.

[107] Bleicken 1992, S. 89.
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