Gaius Julius Caesar

Die Alleinherrschaft des Gaius Julius Caesar und die Königsfrage

von Björn Böhling

3.3. Krönungsversuche – Königsinsignien an der Statue, Rex-Rufe aus der Menge und die Szene am Luperkalienfest

Anfang 44 schwirrten viele Gerüchte über Caesar und sein Streben nach der Monarchie durch Rom. Canfora gibt mehrere dafür an:[70] Kleopatra, vor allem seitdem sie Caesar einen Sohn geboren hatte, sollte die Urheberin der Bestrebungen sein, und Caesar sollte vorgehabt haben, seinen Regierungssitz von Rom nach Ilion oder Alexandria zu verlegen.[71] Aufregung entstand auch durch eine Weissagung in den Sibyllinischen Büchern, der zufolge nur ein König die Parther bezwingen konnte.[72] Viele glaubten auch der Meldung, für Caesar sollte schon in den nächsten Senatssitzungen der Antrag gestellt werden, ihn zum König zu proklamieren.[73] Auf jeden Fall gab es zu der Zeit in der Hauptstadt eine Unmenge an Gerüchten, Vermutungen und Unterstellungen. Es kam zu drei Ereignissen, die eine nähere Betrachtung verdienen.

Erstens wurde über Nacht eine Statue Caesars auf dem Forum mit einem Diadem umwundenen Lorbeerkranz geschmückt, was die Volkstribunen C. Epidius Marullus und L. Caesetius Flavius veranlasste, ihn zu entfernen.

Zweitens kam es zum Eklat, als Caesar am 26. Januar 44 im Triumphzug durch die Menge ritt. Königsrufe erschallten zur Begrüßung. Caesar soll geantwortete haben: „er heiße nicht König, sondern Caesar.“[74] Die schon bekannten Volkstribunen Marullus und Flavius ließen die Rufer abführen, um ihnen den Prozess zu machen. Während der Diktator bei der ersten Affäre nur verärgert gewesen war, erwog er jetzt aufgrund des eigenmächtigen Handelns der Tribune sogar die Todesstrafe, begnügte sich dann aber damit, solange zu intervenieren, bis die beiden abgesetzt und von der Senatsliste gestrichen wurden.

Am 15. Februar 44 kam es dann beim Luperkalienfest zum dritten Ereignis und zur direktesten Konfrontation Caesars mit der Königswürde. Die Szene ist uns durch den Caesar nahestehenden Historiographen Nikolaus von Damaskus überliefert. Caesar saß demnach in dem purpurnen Gewandt auf seinem goldenen Thron auf den sogenannten Rostren, als sich der Umzug herandrängte.

„Zuerst erschien Licinius mit einem Lorbeerkranz, durch den ein Diadem hindurchschimmerte. Da Caesar von einem erhöhten Platz aus sprach, legte Licinius, von Kollegen hochgehoben, Caesar das Diadem zu Füßen. Das Volk schrie, man solle es ihm aufs Haupt setzen, und forderte Lepidus, den magister equitum, dazu auf; der aber zögerte. Da aber kam ihm Cassius Longinus zuvor ... Er nahm das Diadem und legte es ihm in den Schoß. ... Als nun Caesar eine abwehrende Geste machte und das Volk schrie, lief Antonius herbei, nackt und gesalbt, wie es bei der Prozession üblich war, und setzte ihm das Diadem aufs Haupt. Aber Caesar nahm es von seinem Kopf und warf es in die Menge. Die weiter entfernt Stehenden applaudierten zu dieser Geste, die Näherstehenden aber riefen, er solle es annehmen und dem Volk seine Gunst nicht verweigern. ... Als ihm Antonius das Diadem zum zweitenmal aufs Haupt setzte, schrie das Volk in seiner Sprache: ‚Salve, rex!’ Auch das nahm er nicht hin und befahl, das Diadem in den Tempel des Kapitolinischen Jupiter zu bringen, dem es, wie er sagte, eher zukam. Erneut klatschten jene Beifall, die auch vorher schon geklatscht hatten.“[75]

Nach der Darstellung dieser wichtigen Ereignisse werden sie im folgenden bewertet. Das Luperkalienfest nimmt dabei den größten Raum ein, weil es die direkteste Konfrontation Caesars mit der Königswürde war.

[70] Vgl. Canfora 2001, S. 275.

[71] Solche Vermutungen stellten sich nach Caesars Tod als Irrtum heraus, da er z.B. seinen unehelichen Sohn mit Kleopatra in seinem Testament überhaupt nicht berücksichtigte.

[72] Die Weissagung der Sibyllinischen Bücher ist ein weiteres Problem, das nicht vollends gelöst werden kann. Plutarch sieht darin einen Schachzug der Caesaranhänger, die das Gerücht im Volke ausgesprengt hätten, um ihm das königliche Diadem zu verschaffen (vgl. Plutarch, Caesar, 60). Sueton sagt lediglich, dass diese Weissagung der Anstoß zur Ermordung Caesars war, aber nicht, wer dafür verantwortlich war (vgl. Sueton, Caesar, 79,3 und 80,1).

[73] Vgl. Sueton, Caesar 79,3.

[74] Plutarch, Caesar, 60.

[75] Nikolaus von Damaskus, Leben des Augustus, 20f. (§69-75), zitiert aus Canfora 2001, S. 275ff.
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